Interview: Petra Hammesfahr

Portrait Petra Hammesfahr

Interview

Portrait Petra Hammesfahr
© Wilfried Hammesfahr

Petra Hammesfahr

Eine der erfolgreichsten Krimi Autoren stellt sich meinen Fragen.

Für mein neustes Interview hat sich freundlicherweise die Autorin Petra Hammesfahr bereit erklärt, sich einigen meiner Fragen zu stellen. Diese wurden von der Autorin auch ausführlich beantwortet, wofür ich mich an dieser Stelle recht herzlich bedanken möchte. Petra Hammesfahr sollte vielen von euch ein Begriff sein, gerade wenn es um das Genre des Krimis /Thrillers geht, schließlich gehört sie zu einer der erfolgreichsten Autorinnen in diesem Bereich. Ich wünsche viel Spaß beim Lesen des wirklich interessanten Interviews.

 

1. Zu Beginn des Interviews möchte ich Ihnen die Gelegenheit geben, etwas über sich zu erzählen. (Hier können sie gerne ein paar Worte über sich selbst erzählen).

Ich bin in einem Elternhaus aufgewachsen, in dem Bücher verpönt waren. Als Kind wurde mir sogar das Lesen verboten. Deswegen bin ich sehr jung in eine Heirat geflüchtet. Ein großer Fehler. Mit vierundzwanzig war ich bereits wieder geschieden. Über diese Zeit heißt es in meiner Vita: „Über die ersten 24 Lebensjahre gibt die Autorin keine Auskunft, daraus bezieht sie den Stoff für ihre Thriller.

2. Wie sind sie zum Schreiben gekommen und war Schriftstellerin, schon immer ihr Traumberuf?

Ich habe mit vier Jahren angefangen Geschichten zu erzählen. Deshalb durfte ich nicht lesen, natürlich auch nicht schreiben. Geheiratet habe ich so früh, weil mein erster Mann versprach, bei ihm dürfe ich machen, was ich wolle. Ich hatte den Kopf voller Geschichten wollte schreiben, hatte aber kein Geld für Papier. Nach der Geburt meines Sohnes in zweiter Ehe habe ich endlich beginnen können. Darauf folgten zehn Jahre mit 159 Absagen bis zur ersten Veröffentlichung.

3. Nach so vielen Büchern, die Sie bisher geschrieben und veröffentlicht haben, gehen einem da nicht irgendwann die Ideen aus? Woher nehmen Sie die Ideen neuer Bücher bzw. wovon lassen sie sich beim Schreiben inspirieren?

Für mich gilt immer noch: Das Leben schreibt die besten Geschichten. Mein erstes Manuskript damals enthielt meine eigene Geschichte, wurde wieder und wieder abgelehnt. Irgendwann sagte ein Lektor: „Das ist so unglaubwürdig. Das passiert nicht einem einzigen Menschen. Aus dem Stoff können Sie zwanzig Geschichten machen. Nun, inzwischen sind es fünfunddreißig, und in jedem Roman ist ein Ausschnitt meines Lebens enthalten.

4. Zu welcher Tageszeit schreiben sie am liebsten/sind sie am kreativsten?

Kreativ bin ich rund um die Uhr, sogar im Schlaf. Meist träume ich von dem Roman, den ich gerade schreibe. Geschrieben wird aber nur noch sechs Stunden täglich. In der restlichen Zeit denke ich darüber nach, wie es weitergehen können. Ich kann eine Geschichte nicht planen, sie muss sich entwickeln. Oft tun sich schon nach den ersten fünfzig Seiten neue Möglichkeiten auf, die ich vorher gar nicht gesehen habe. Manchmal muss ich ganz von vorne anfangen, weil sich in einem scheinbaren Nebensatz eine Wendung ergibt, die dann aber schon früher angedeutet werden muss.

5. Wie lange sitzen sie in der Regel an einem Buch, bis es fertiggestellt ist?

Das ist unterschiedlich. Romane wie „Die Mutter“, „Seine große Liebe“ und einige mehr kamen komplett von selbst. Es klingt wahrscheinlich verrückt, aber in solchen Fällen ist es, als würde mir jemand die Geschichte erzählen, ich muss dann nur mitschreiben. Dann dauert es mit Überarbeitung und Kontrollen nur einige Monate. Bei anderen wie „Die Sünderin“ und jetzt ganz neu auf dem Markt „Das Mädchen Jannie“, hatte ich eine Idee, bei Jannie sogar zwei Ideen, die jede für sich allein nicht viel hergegeben hätten. In solchen Fällen brauchte ich einige Jahre, um die Idee, die ja in der Regel nur aus wenigen Sätzen besteht, zu einem Roman auszubauen. „Die Sünderin“ habe ich sechs Jahre lang im Kopf mit mir herumgetragen, bis mir der Gedanke kam, meine erste Schwiegermutter einzubauen. Bei „Das Mädchen Jannie“ war es „Die Rezensentin“, die als eigenständiger Stoff in meinem Hinterkopf schlummerte. In Kombination ergaben beide Stoffe einen Roman, der nun als „höllisch realitätsnah“ und „beklemmend möglich“ bezeichnet wird.

6. Wer bekommt Ihre neusten Bücher, als erstes zu lesen, bevor diese in den Handel kommen?

Testleserin auch für unfertige Romane ist meine jüngste Tochter, die zugleich als meine schärfste Kritikerin fungiert. Sie hat jahrelang selbst rezensiert, weiß, worauf es ankommt und hat keine Scheu, mir zu sagen, was nicht funktioniert. Da höre ich auch schon mal: „Vergiss es, Mama.“

7. Was zeichnet für Sie ein gutes Buch aus bzw. Was sollte ein gutes Buch aus Ihrer Sicht enthalten?

Ein gutes Buch muss von der ersten Seite, am besten schon mit dem ersten Absatz packen, neugierig machen und Fragen aufwerfen, auf die jeder Leser eine Antwort haben will. Manche vertreten die Meinung, man müsse einem guten Buch fünfzig oder sechzig Seiten Zeit geben. Das sind für mich fünfzig oder sechzig Seiten Zeitverschwendung. Die Charaktere müssen realistisch dargestellt, die Geschichte glaubwürdig und nachvollziehbar sein, auch wenn es sich um Sciences Fiction oder Phantasie handeln, dann erst recht.

8. Was lesen sie privat gerne für Bücher?

Spannungsliteratur, die ich selbst nicht oder nicht besser schreiben könnte. Zum Beispiel „Worlds End“ von T.C. Boyle, „Der letzte Tag der Schöpfung“ von Wolfgang Jeschke, „Blackout“ von Marc Elsberg, um nur einige zu nennen.

9. Zum Ende eines jeden Interviews, gebe ich jedem/r Autor/In die Gelegenheit noch einige Wörter an die Fans zu richten. Gibt es etwas das sie Ihren Lesern/Fans unbedingt mitteilen wollen?

Danke, dass es euch gibt und ihr mir treu bleibt, auch wenn euch nicht jede meiner Geschichten gefällt oder ihr mit einer Neuauflage vielleicht mal eine erwischt, die ihr schon kennt. Allerdings ich werde mich an dieser Stelle nicht dafür entschuldigen, dass ältere Romane nach zwanzig oder dreißig Jahren neu aufgelegt werden. Es gibt inzwischen schon viele Fans in der nachwachsenden Generation. Erst kürzlich schrieb mir eine Fünfzehnjährige aus Schweden, der ein älterer „Hammesfahr“ in die Hände gefallen war. Sie wollte wissen, wo sie weitere Bücher von mir bekommen kann.

6 Kommentare bei „Interview: Petra Hammesfahr“

  1. Spannend, ein Interview mit einer Autorin habe ich jetzt noch nie gemacht. Gut gelungen!

  2. Ich lese sehr sehr gern, mir fehlt nur meist die Zeit dafür. Von Petra Hammesfahr hab ich aber bisher noch keinen Roman gelesen. Trotzdem fand ich das Interview sehr informativ! Interessant, wie ein Nebensatz eine Geschichte ganz verändern kann 🙂

    Liebe Grüße
    Jana

    1. Unbedingt mal einen Roman von ihr lesen!
      Ihre Antwort bei 7. trifft absolut zu, ihre Romane fesseln mich von der erste Seite an.
      Ich „verschlinge“ ihre Bücher regelrecht und kann sie kaum aus der Hand legen.

  3. Ein tolles Interview. Wenn ich nur mehr Zeit hätte zu lesen.. Werde die Bücher von Petra Hammesfahr direkt mal bei amazon anschauen!

  4. Ein feines Interview, super! Ich muss allerdings gestehen, dass mir die Autorin überhaupt nichts gesagt hat, obwohl das Genre Krimi/Thriller mein bevorzugter Lesestoff ist. Aber ich werde das ändern und mein nächstes Buch wird von ihr sein …

    Danke und liebe Grüße,

    Doris

  5. Ich kenne die Autorin zwar nicht, aber das Interview war sehr interessant. Gut gelungen.

    Liebe Grüße
    Sophia

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