Interview: G. K. Grasse

Interview G.K Grasse

Interview

Interview G.K Grasse
@G. K. Grasse

G. K. Grasse

Autor der historischen Romane, über das Leben der Hermunduren.

In diesem Interview,  hat sich der Autor G. K. Grasse freundlicherweise, meinen Fragen gestellt. Es freut mich, dass er die Fragen auch sehr umfangreich beantwortet hat und uns damit, einen kleinen Einblick in seine Arbeit erlaubt. Seine Romane, in denen die Hermunduren eine Rolle spielen, haben mich äußerst gut unterhalten. Die Rezensionen zu den Büchern, findet ihr natürlich auch auf meinem Blog (Links dazu, am Ende des Interviews). Nun wünsche ich euch viel Spaß mit dem Interview von Autor G. K. Grasse.

1. Wie sind Sie zum Schreiben gekommen?

Ich war immer bestrebt, Ziele zu verfolgen. Als meine Rentnerzeit auf mich zustürzte, überlegte ich, was nach meinem Berufsleben ein würdiges Ziel sein könnte? Interesse und Leidenschaft für zwei Möglichkeiten hielten sich in der Waage. Ob ich das Schreiben als Autor konnte, wusste ich nicht! Es kam auf einen Versuch an… Als ich etwa so 1.400 DIN A4-Seiten verfasst hatte, schien der Versuch gelungen… ‚Spinnen’ konnte ich offensichtlich… Später wurden die ersten drei Teile daraus… Noch immer berufstätig, las ich das Geschriebene nach längerer Zeit, etwa drei Monate später, noch einmal und war selbst überrascht. Ich wählte deshalb die Tätigkeit als Autor…

2. War Autor schon immer Ihr Traumberuf?

NEIN!
Zuerst lernte ich Elektromonteur, studierte dann ein erstes und ein zweites Mal und wurde Diplom-Ingenieur im technischen Bereich. Moderne, sich entwickelnde und etablierende Kommunikationstechnologien waren mein Einsatzgebiet. Wie viele Andere stolperte ich  in die deutsche Einheit und war jahrelang selbstständig. Es machte oft spaß, war zumeist stressig und mitunter gab es auch Anerkennung… In den letzten drei Jahren vor meinem Rentenbeginn  begann ich mit ersten zaghaften Versuchen als Autor. Im Mai 2014, noch bevor meine Rentenzeit begann, veröffentlichte ich dann mein erstes Buch. Was braucht ein Rentner mehr als eine glückliche Familie, im Alter eine sinnvolle Tätigkeit und Zeit für Hobbys?

3. Was reizt Sie an historischen Büchern und woher nehmen Sie Ihre Ideen dazu (reale Tatsachen, fiktives, …)? Wieso schreiben Sie gerade historische Romane?

Das sind schon drei Fragen…
Der Reiz an historischer Literatur
liegt in der Botschaft, die ein Autor dieses Genres aus einer längst vergangenen Zeit übermittelt und ebenso an der Spannung sowie dem Unerwarteten. Es waren unsere Vorfahren, die diese Zeit erlebten und es ist ein Autor, der seine Sicht auf diese Zeit zum Erleben bringt… Ich las selbst viel, mit Vorliebe historische Romane.
Wieso schreiben Sie gerade historische Romane?
Mich reizte die jüngere Vergangenheit wenig, dafür weit zurückliegende historische Ereignisse um so mehr…
Das Mittelalter bot sich an, aber mehr noch Rom und dann fand ich ein historisches Ereignis, was mir in der Literatur bisher noch nicht begegnete, das Jahr 69 n. Chr., dasVierkaiserjahr Roms.
Das Imperium Romanum bestimmte über Jahrhunderte hinweg die Entwicklung der Menschheit. Die Faszination Roms riss mich mit… Rom war Macht, Brutalität, Zivilisation und Fortschritt! Rom eroberte, unterwarf und prägte die Welt seiner Zeit … bis zur Herrschaft Kaiser Neros, der hinreichend in der Literatur und in Filmen beschrieben wurde. Über die Germanen dieser Zeit sprach niemand! Anfangs wollte ich nur einen Kontrapunkt gegen die Verherrlichung Roms setzen und stellte mir die Frage, ob Rom auch das Leben im Territorium der Germania Magna, dem freien Germanien, beeinflusste? Der Stamm der Hermunduren, ist mit seiner Existenz in der Historie, nur ein Liedschlag der Zeit und trotzdem bezeichnete Rom die Hermunduren als Freunde. Rom bot den Hermunduren Siedlungsland an und Hermunduren durften als Einzigste römisches Gebiet unter Waffen betreten – drei überlieferte Tatsachen, die Gründe haben mussten… Das Studium der Geschichte dieser Zeit warf viele Fragen auf und erbrachte sehr viel eigenes Erstaunen. Letztlich hinterließ uns Rom auch ein Erbe, das wir heute als Europa bezeichnen… Und dieses Erbe scheint jetzt zu zerbrechen oder zumindest aufgespaltet zu werden…
Die Herkunft meiner Ideen…
Ich bediene mich überlieferter Fakten zu historischen Ereignissen, die die Zeit zwischen 64 bis 70 n. Chr. prägten. In diese Fakten versuche ich eine spannungsgeladene Geschichte zu packen.
Voraussetzung ist, dass ich mich dem bekannten germanischen Leben widme, die römische Geschichte ergründe und eine umfangreiche Faktensammlung begann. Lücken der historischen Überlieferungen fülle ich nach einem Prinzip der Logik, unter Beachtung der Wahrscheinlichkeit, auf. Also nutze ich Realitäten, die ich mit Fiktiven vereine und zu verdichten versuche.
Mir hilft auch die Dürftigkeit historischer Überlieferungen sowie die unterschiedliche Sicht streitender Historiker, die mir Spielraum für eigene Phantasie lassen. Die eigene Phantasie ist ein prägendes Element meines Schreibens, die in Dialogen, Berichten, konstruierten Lebensgeschichten und auch im Auftreten handelnder Personen ihren Niederschlag finden… Auch die Viten historisch bekannter Persönlichkeiten sind nicht vollständig überliefert und lassen Spielraum für die eigene Phantasie. Mitunter tragen mich aber auch eigene Erlebnisse zu den kleinen Randgeschichten, die ich dann einfüge.

4. Wie gehen Sie an ein neues Buch heran?

Am Anfang besaß ich eine Idee, erste Figuren entstanden. Wer Teil 1 liest, verfolgt den Vorgang… Am Ende von Teil 1 hatte ich noch nicht erzählt, was ich wollte, aber die Figuren begannen das Laufen zu lernen… Jede Figur nahm eine Eigendynamik an. In der Verkettung der Verbindungen und Widersprüche, in die diese Figuren stolperten, prägte sich eine Dynamik und eine Richtung meiner Erzählung aus. Das Leben der Germanen ist in der Literatur zumeist nur oberflächlich beschrieben. Überlieferungen davon kennen wir fast nicht. Für mich steht jedoch fest, dass jeder Mann zuerst Vater, dann Bauer oder Jäger war und wurde er gezwungen, dann war er auch ein  Krieger… Ich begann mit der ersten Zeile in Teil 1 und bestimmte vielleicht die ersten 100 Seiten, was meine Figuren trieben. Dann übernahmen diese, aufgrund bisheriger Erlebnisse, Stellung in Stamm und Sippe, sowie Charakter, ein Eigenleben und stellten plötzlich Forderungen an mich. Ich folgte nur diesen Anforderungen… Die zur Zeit erarbeitete Fülle von dreizehn Manuskripten umfasst cirka 420 handelnde Personen, wovon etwa 100 historisch bekannte Persönlichkeiten sind, d. h., dass deren Vita in unserer Zeit entweder umfangreich oder in Zusammenhängen oder auch nur bruchstückhaft bekannt ist. Dieser Personenumfang muss beherrscht werden! Auch die Rahmenhandlung sowie die Sequenzen der Handlungen in den einzelnen Teilen, selbst Details, sollten stimmig sein. Dieser Aufwand wird nicht nur von Teil zu Teil umfangreicher, er wird auch komplizierter. Hilfsmittel sind mir dabei eine geführte „Namens- und Herkunftsliste“, eine Personenstatistik, ein Zeitplan der Handlung und die Tabelle, in der ich den Fortschritt der Handlung entwerfe und auf jeden Teil und jedes Kapitel festlege… Das aber würde bei Weitem nicht ausreichen! Ich lese historische Fachliteratur, Museumsführer, besuche Museen, surfe im Internet und suche mir mein Wissen zusammen, katalogisiere, ordne und muss trotzdem oftmals nach bestimmten Details suchen.
Ein interessantes Beispiel gefällig?
Ich suchte über drei Jahre nach dem Statthalter Roms in Obergermanien. Erst als ich in der Fachliteratur, per reinem Zufall, auf die ‚Große Mainzer Jupitersäule’ stieß, erschloss sich mir ein Name: Publius Sulpicius Scribonius Proculus! Dessen Bruder war zur gleichen Zeit Statthalter in Niedergermanien. Gemeinsam verfügten die Brüder über sieben römische Legionen (etwa ein Drittel aller Legionen Roms) und dies in der Zeit des Kaiser Nero, der so schon Angst zum Verlust seiner Macht pflegte und deshalb Konkurrenten ermordete.

5. Wer bekommt Ihre neuesten Bücher als Erster zum Lesen, bevor diese in den Handel kommen?

Dies waren von Anfang an Familienmitglieder, auch wenn historische Literatur nicht unbedingt zu deren vorrangigen Präferenzen gehört.

6. Was zeichnet für Sie ein gutes Buch aus bzw. was sollte ein gutes Buch enthalten?

Auf jeden Fall eine Botschaft oder eine Lehre oder auch eine Erfahrung! Außerdem sollte es spannend und abenteuerlich sein, so dass ich meine Umwelt vergessen kann und in ein historisches Geschehen eintauchen darf. Mein Held Gerwin ist zeitlos, dominierend, fast unverwundbar, siegreich, klug, intelligent, mutig … und vor allem so angelegt, dass er eine Botschaft, durch alle Teile bis zum Ende der Romanfolge, tragen kann… Ein Buch sollte, egal in welche dunklen Welten es absteigt, hoffnungsvoll, zuversichtlich und das Leben bejahend angelegt, darf humorvoll geschrieben sein und auch schockierende Elemente oder Überraschungen aufweisen. Ich hoffe, ich komme zumindest ein Stück an meine Charakterisierung heran…

7. Das Wort an meine Leser…

Haben Sie Spaß! Lernen Sie etwas über die Geschichte unserer Vorfahren… Die Ereignisse, die ich als Rahmen wählte, liegen jetzt cirka 2.050 Jahre zurück. Wir sollten heute jedem unserer Vorfahren für deren Überleben danken, denn sonst gäbe es uns nicht! In diesen Dank sollten wir auch die einschließen, denen ungünstige Umstände und weniger Glück zu Teil wurden… Wie oft der Tod das Überleben bedroht, wie wenig ein Leben wert ist, zeigt auch meine Romanfolge. Der Mensch brachte es, in nur etwa 65 Generationen, vom Beherrscher der germanischen Wälder bis zu unserem heutigen Wohlstand! Alle uns heute zur Verfügung stehenden Errungenschaften, ob Leistungen in Forschung, Wissenschaft, Medizin, Kultur, Kunst und Zivilisation, verdanken wir unseren Vorfahren! Immer aber auch gab es in der Vergangenheit von Macht Besessene, die den Finger am Knopf der Vernichtung hielten… Die Zukunft unserer Kinder braucht diese machtbesessene Spezies nicht! Das Leben ist wunderbar, einzigartig, kostbar und unwiederbringlich! Es ist jedem Menschen nur einmal gegeben, womit sich für jeden Lebenden die Frage nach dessen sinnvoller Erfüllung ergibt…  Wir sollten unsere Tage in Glück und Gesundheit verbringen und unseren Kindern eine friedliche, zukunftsträchtige Welt hinterlassen!

 

Zu den vollständigen Rezensionen der Bücher: Botschaft des Unheils (Band 1), Zorn der Sippen (Band 2), Schatten des Hunno (Band 3), Pakt der Huntare (Band 4), Dolch der Vergeltung (Band 5)

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